Wahrscheinlich passiert das jedem irgendwann einmal: Man verrichtet seine Arbeit ordentlich, ist guten Willens, zeigt Fleiß und ist ehrgeizig. Trotzdem scheine nicht nur alle gegen einen zusein, vielmehr legen es Kollegen oder Vorgesetzte darauf an, dem Betroffenen zu schaden. Dieser steht dann hilfslos und ohnmächtig einer Menge Ungerechtigkeiten gegenüber, die ihm das Berufsleben vermiesen.
Was ist Mobbing genau?
Der Mobbing-Begriff ist nicht nicht einheitlich geregelt und auch keine Straftat im rechtlichen Sinne. Man versteht darunter sich wiederholende Ereignisse am arbeitsplatz wie z.B. Schikane, verbale Angriffe, Benachteiligung üble Nachrede, Verschleirung von Tatsachen und Ausgrenzung, die darauf abzielen, eine person aus einem Betrieb herauszuekeln oder ihre Position zu schwächen. Mobbing kann von Arbeitsgruppen ausgehen (Einzelpersonen eher seltener) oder auch durch Vorgestze erfolgen (Bossing). gelegentlich Differenzen oder Diskussionen sind noch kein Mobbing. Erst wenn sich die Dinge mehrfach wiederholen (mind. 11x), kann man von einer gezielten Mobbing-Aktion ausgehen.
Warum wird eine Person gemobbt?
Arbeitsgruppen streben unbewusst nach Homogenität. Weicht eine Person von der Norm ab, sei es durch ihre Persönlichkeit, ihre Fähigkeiten oder ihr Aussehen, so erweckt dies in der Gruppe unbewusst den Schluss, dass die Person nicht zum Team gehört. Die gemobbte Person verkörpert für die/den Mobber etwas, was er selbst nicht ist oder, was er nicht normal findet oder was ihm fehlt. Personen, die oft gemobbt werden, sind für ihren Berufsbereich zu intelligent oder im Umkehrschluss nicht ausreichend gebildet, arbeiten in Teilzeit, sind sehr individuell oder haben körperliche Schwächen, von denen das Team nicht unbedingt etwas wissen muss. Psychologisch laufen hier äußerst interessante nonverbale Prozesse ab. Oft ist die gemobbte Person auch gar nicht wirklich persönlich gemeint, sondern nur ein willkommenes Ablassventil bei allgemeinen betrieblichen Unzufriedenheiten der Mitarbeiter. Mobbing in Betrieben ist weitgehend ein Management-Problem.
Mobbing als Zeichen persönlicher Hilflosigkeit
Eine gemobbte Person meint meist, einer Macht gegenüberzustehen. Genau das Gegeteil ist der Fall:
Ohnmacht ist die Triebfeder des Mobbings. Das gilt im Besonderen für das Mobbing, dass von ganzen Teams ausgeht. Allein würde keine der Personen mobben, die Stärke entsteht nur durch die Gruppe und hat Unzufriedenheit oder Neid als Ursache. Mobbing von Einzelpersonen oder das Bossing durch Vorgesetzte erfolgt meist, weil man versucht, einen
vermeintlichen Rivalen auszuschalten. Es geht hier auch um Furcht vor Konkurrenz, jedoch hat der Arbeitgeber meist den längeren Arm. Bossing ist nur mit äußerster Entschlossenheit und mit Mut zu beheben, Mobbing einer Arbeitsgruppe kann jedoch durch eine Trennung des Teams unterbunden werden.
Was tun, wenn man gemobbt wird?
Verfahrensweise bei Mobbing durch Arbeitsgruppen
- ein Mobbing-Tagebuch führen (Datum, Uhrzeit, Ereignis, Personen)
- Belege eigener Arbeit sammeln (gute Dokumentation)
- den nächsten Vorgesetzten unterrichten und um Hilfe bitten
- wenn dieser nicht hilft, eine Stufe höher gehen
- gesundheitliche Störungen durch Mobbing ärztlich dokumentieren lassen
- die städtische Mobbing-Beratung aufsuchen
- Gespräch mit dem Arbeitgeber + Experten der städtischen Mobbing-Beratung
- bei erfolgloser Bemühung Wechsel des Jobs
Verfahrensweise bei gezieltem Bossing
- den Vorgesetzten ansprechen und um Klärung bitten
- auch hier die Ereignisse dokumentieren (Datum, Anlass, Uhrzeit)
- den Betriebsrat (sofern vorhanden) vorher einweihen bzw. einbeziehen
- auf schriftliche Anordnungen bzw. die Quittierung geleisteter Arbeit bestehen.
- wird die Klärung abgeblockt und die Differenzen können nicht behoben werden, sollte hier wie beim Mobbing durch Arbeitsgruppen verfahren werden. Wenn das Bossing sehr schlimm ist, hilft auch manchmal ein Brief von Anwalt oder eine anonyme Arbeitgeberbewertung (sachlich und fair!) im Internet
- bei hartnäckigem Bossing ist eine Arbeitgeberwechsel meist nicht zu umgehen
Mobbing ist keine schöne Sache und vollkommen unnötig. Ich persönlich käme gar nicht auf die Idee, jemanden zu mobben. Warum auch? Was sollte das nutzen? Man kann nur im guten Einvernehmen und mit Fairness erfolgreich zusammenarbeiten. Teams, deren Mitglieder sich respektieren, können unglaubliche Arbeitsleistungen erbringen. Auch die Arbeitgeber können durch Wertschätzung und Wahrnehmung aller Mitarbeiter so manche Mobbing-Situationen eigentlich verhindern. Zufriedene Mitarbeiter mobben nicht. Mobbing führt nur zur Trennung von Arbeitsverhältnissen. Dabei verliert nicht nur der Mitarbeiter, sondern auch der Arbeitgeber, denn er weiß auch nicht, ob der vermeintlich bessere, neue Mitarbeiter tatsächlich passt. Zusätzlich bedeutet die Einstellung und Einarbeitung neuen Personals immer Aufwand.
Fazit: Mobbing ist oft hausgemacht und lässt sich vermeiden. Es mag ein wenig mehr Mühe kosten - aber es lohnt sich.
Ein Beirag von: Sabine Edelmann